Nordseeinseln (2016/2017) – Bericht

Nach unserer Rückkehr aus der Ostsee haben wir seit August 2015 wieder einen Liegeplatz an der Nordseeküste, in Hooksiel! Die Marina liegt sehr geschützt, selbst bei Orkantiefs haben wir hier noch relativ ruhig gelegen. Im Vergleich mit holländischen Häfen geht es hier noch recht gemütlich zu. Im abgeschleusten Bereich liegt auch ein Werftbetrieb mit einem ordentlichen Kran, der auch unser Schiff aus dem Wasser heben kann.

Die strategisch günstige Lage ermöglicht es, die Ostfriesischen und die Nordfriesischen Inseln und natürlich auch Helgoland in Tagestörns zu erreichen. Wangerooge liegt praktisch vor der Haustür und auch Spiekeroog ist in einer Tide gut zu erreichen. Für Amrum, Föhr und Sylt bietet sich eine Zwischenstation auf Helgoland an. Hier kann man auch preiswerten und vor allem sauberen, d.h. bio-freien Diesel bunkern.

Törnstrategie für 2016 und 2017

Im Gegensatz zu unseren vorherigen Törns in weiter entfernte Reviere wie Schweden und Nord-Norwegen teilen wir uns die Saison auf und sind primär in der Vorsaison und in der Nachsaison unterwegs. In der Hauptferienzeit haben wir das Schiff in Hooksiel liegen lassen und sind für einige Wochen nach Hause gefahren. Den Abschluss der Saison bildet dann immer ein Herbsttörn nach Spiekeroog bzw. Wangerooge. So sind wir in 2016 erst auf die Nordfriesischen Inseln gefahren und in Teil 2 auf die Ostfriesischen Inseln. Da wir unser Schiff diesmal für Arbeiten im Winterlager 2016/17 in der Nähe haben wollten, sind wir weitergesegelt zu den Westfriesischen Inseln und von dort ins Ijsselmeer und nach Emmerich. 2017 ging es dann in umgekehrter Reihenfolge, d.h. wieder zurück über die Inseln bis Hooksiel. Im Teil 2 nach der Sommerpause standen wieder Amrum, Sylt und evtl. Hallig Hooge auf dem Programm.

Saison 2016

Die Saisoneröffnung erfolgte im Rahmen der nach langjähriger Tradition durchgeführten Herrentörns mit Klaus-Peter und Claus-Dieter. Der Kurs führte uns bei bestem Wetter aus der Jade über die Hauptschifffahrtsrouten Richtung Weser und Elbe nach Helgoland. 2012 sind wir von hier aus über Thyborön nach Norwegen gesegelt. Diesmal ist Wyk auf Föhr unser Ziel. Man legt bei Niedrigwasser Helgoland ab, um rd. 2 h vor HW ins Rütergat einzulaufen und den kräftigen einlaufenden Strom zu nutzen. Wir erreichen die Ansteuerungstonne nach 20 sm und haben bis Wyk nochmal die gleiche Distanz vor uns. Der Strom schiebt mit 2-3 kn kräftig mit. Im Yachthafen auf Föhr ist noch reichlich Platz, es ist noch früh in der Saison. Wir erkunden die Insel mit seinen Ortschaften wie Utersum, Nieblum, Alkersum usw. mit dem Linienbus. Zeit dafür haben wir genug, denn das Wetter wird schlechter. Nach einer Woche Starkwind machen wir uns wieder auf den Rückweg, warten auf Amrum nochmal eine Nacht und sind dann wieder auf Helgoland. Das Wetter wird weiter besser und wir können durch das Seegat Harle nach Wangerooge rein und dort einen letzten Zwischenstopp vor Hooksiel machen.
Mit Steuerfrau Barbara geht es 2 Wochen später als Sommertörn Teil 1, weil es so schön war, wieder in die gleiche Richtung. Ziel ist es, die Nordfriesichen Inseln mit mehr Muße zu genießen.
Auf Helgoland macht uns diesmal dichter Nebel zu schaffen. Glücklicherweise hebt er sich gerade noch rechtzeitig, so dass wir noch Richtung Föhr ablegen können. Das Schiff kennt den Weg schon und nach 8 h machen wir am Gästesteg im Wyker Yachthafen fest. Wir erkunden die Insel diesmal mit Bus und Rad. Wyk hat schon fast städtischen Charakter, während in den anderen Dörfern die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Nach einer Woche siegt die Neugier und wir wollen uns auch Amrum erschließen, das als Nachbarinsel manchmal über das Watt zum Greifen nahe erscheint. Nach 2 h machen wir am Steg des Amrumer Yachtklubs fest. Er gefällt uns sofort, wir entscheiden aber erst nochmal weiter nach Hörnum auf Sylt zu fahren. Uns reizt das Wattfahrwasser um die Amrumer Odde herum, das wir auf einer ersten Radtour gleich besichtigt haben.
Nach 2 Tagen passieren wir den Ort wieder, diesmal mit dem Schiff. Hörnum ist bald erreicht und wir bekommen einen ausgezeichneten Liegeplatz, etwas abseits vom unruhigen Gästesteg, direkt neben dem kleinen Rettungskreuzer. Wir sind das erste mal hier und haben einen Menge zu erkunden. Eine Radtour Richtung Westerland wird sehr anstrengend, die Insel ist lang und der Wind kommt stets von vorn, so dass wir es in Rantum gut sein lassen und am nächsten Tag mit dem Bus fahren. Hörnum gefällt uns am besten auf der Insel, der Ort hat noch eine gewisse Normalität und bietet auch landschaftlich einige schöne Ecken, u.a. die Hörnum Odde, wo man gut erkennen kann, wie die Insel vom Meer angefressen wird.
Nach einer Woche geht es wieder zurück nach Amrum, diesmal aber außen herum durch das Vortrapptief über den flachen Kniepsand nach Wittdün. Diesmal bleiben wir länger, haben Zeit für Radtouren, machen aber auch ausgedehnte Wanderungen am riesigen Strand oder um die Amrumer Odde. Wittdün ist für die Versorgung wichtig und auch fußläufig zu erreichen. Amrum gefällt uns so gut, dass wir 2 Wochen bleiben.
Dann nutzen wir ein Wetterfenster, um die Rückfahrt anzutreten. Da das Wetterfenster kleiner zu werden droht, laufen wir an Helgoland vorbei, direkt in die Jade, und erwischen, da wir bereits früh vor 06.00 Uhr auf Amrum abgelegt haben, nach 72 sm abends noch die letzte Schleuse in Hooksiel. Wir haben jetzt Mitte Juli, d.h. Hochsaison, und fahren für einen Monat nach Hause.

Mitte August kehren wir zurück und machen das Schiff fertig für den Sommertörn Teil 2. Wir wollen über die Ostfriesischen Inseln ins Holländische Watt und dann über das Ijsselmeer nach Emmerich, um dort anstehende Arbeiten am Schiff zu erledigen. Dieser Törn soll hauptsächlich über die Wattfahrwasser führen, denn unser Schiff ist mit 1,2 m Tiefgang als Kimmkieler dafür gut geeignet. Wir freuen uns schon auf die verschiedenen Inseln, von denen wir einige noch nicht kennen.

Am 19.08.2016 geht es zunächst auf unsere Lieblingsinsel Spiekeroog, die wir von Hooksiel aus über 3 Wattenhochs hinweg in einer Tide erreichen können. Spiekeroog ist relativ voll, daher legen wir uns an den für größere Boote ohnehin besser geeigneten und eigentlich ruhiger gelegenen Betonsteg. Allerdings kommt jeden Morgen die Frachtfähre und weckt uns auf.
Nach 4 Tagen auf Spiekeroog legen wir 3 h vor Hochwasser Richtung Langeoog ab und legen uns dort wie vor 2 Jahren an den Hauptsteg. Nach einer Woche mit Wandern und Radfahren geht es über das Baltrumer Wattfahrwasser bzw. die „Baltrumer Berge“ , hier haben wir bei Normalhochwasser noch max. 50 cm unterm Kiel, weiter Richtung Norderney.
Die nächste Etappe wird dann noch spannender, denn es geht nach Juist! Die Insel hat Atmosphäre und ist komplett autofrei, Pferdefuhrwerke regeln den Transportbedarf. In Ost-West-Richtung kann man sich die schmale Insel sehr gut mit dem Rad erschließen. Wenn man zum Strand will, hat man ihn vom Watthafen aus in wenigen Minuten zu Fuß erreicht. Der Sportboothafen fällt komplett trocken und neigt zum Verschlicken. Nichts für Kurzkieler und filigrane Konstruktionen! Schiffe, die trocken fallen können, sind hier klar im Vorteil. Die Zufahrt zum Juister Hafen wird bei Niedrigwasser sehr schmal, aber auch bei Hochwasser sollte man Begegnungen mit der Fähre vermeiden! Ablegen kann man frühestens 2-3 h vor Hochwasser und immer nach bzw. hinter der Fähre.

Nach einem Zwischenstop auf Borkum segeln wir durch das Hubertgat Richtung Lauwersoog. Der Tidenkalender fordert ein frühes Ablegen noch vor Sonnenaufgang. Zur Einsteuerung ins Hubertgat haben wir dann schon Tageslicht. Das ist auch besser so, denn die Tonnen sind mal wieder alle verlegt worden! Im Westgat zwischen den Inseln Schiermonnikoog und Ameland entschieden wir uns, direkt die schöne Insel Schiermonnikoog anzulaufen, hier waren wir noch nicht. Die Tide passt, wir sind 1 h vor Hochwasser vor der Hafeneinfahrt, bleiben aber trotzdem in der flachen Zufahrtsrinne ca. 30 min hängen, da wir den Abstand zu den Tonnen nicht eng genug gehalten haben. Es laufen aber noch bis Hochwasser ein paar Zentimeter auf und der nette Hafenmeister hat auch schon einen schönen Platz für uns. Die Insel gefällt uns sehr, der Hafen liegt schön im Watt und wir haben vom Achterdeck aus einen wunderschönen Blick in den Morgen- und Abendhimmel. Eine schöne Insel, mit mehr als unserem Tiefgang von 1,2 m würden wir den Hafen wegen der letzten 500 m aber nicht anlaufen!
Von hier aus kann auch Ameland über das Watt erreichen, allerdings muss man rd. 2,5 – 3 h vor Hochwasser aus dem Hafen herauskommen. Wir haben jedoch Ostwind und entscheiden uns daher am 14.09.16 direkt über See nach Vlieland zu segeln. Nach 60 sm und 12 h erreichen wir noch vor der Dunkelheit unsere frühere Lieblingsinsel. Der Hafen ist überraschend voll und wir finden nur mit Mühe einen Platz längsseits. In den nächsten Tagen fahren wir mit dem Rad über die Insel und mit dem „Vliehors Express“ auf den Vliehors im Westen der Insel, einer der größten zusammenhängenden Sandflächen Europas. Am Rettungshäuschen wurden von Künstlerhand viele Fundstücke zusammengestellt.
Nachdem wir noch reichlich Cranberries eingekocht und weitere rohe Beeren in der Bilge verpackt haben, legen wir am 20.09.16 wieder ab und überlegen dabei, ob wir das nächste Mal nicht wieder Terschelling anlaufen sollten, zumal das Schuitengat als kürzeste Verbindung wieder befahrbar ist. Nach einer ruhigen Fahrt durch die Waddenzee schleusen wir uns über Cornwerderzand wieder ins Ijsselmeer, unserem früheren Heimatrevier, ein. Bevor wir in Stavoren unter den Kran zum Mastenlegen fahren, bleiben wir noch ein paar Tage in Hindeloopen.
Auf dem Weg ins Winterlager sind es von Ketelhaven noch 2 Tage auf der Ijssel und 2 h auf dem Rhein bis Emmerich, wo wir am 28.09.16 einlaufen, noch steht genug Wasser in der Einfahrt, und machen schon in der Nähe des Kranes fest. Am 30.09.16 steht „Willem“ auf seinem Platz im Aussenlager, bereit für die geplanten Arbeiten im Winterlager.

Saison 2017

In Teil 1 soll uns der Frühjahrstörn 2017 wieder zurück nach Hooksiel in die Jade führen. Diesmal wollen wir auch Inseln mitnehmen, die wir vorher ausgelassen hatten und wir wollen die Wattfahrwasser hinter den Holländischen Inseln noch besser nutzen. Im Vorjahr konnten wir von Schiermonnikoog Ameland und Terschelling nicht übers Watt anlaufen, da der Wind auf Ost drehte und es im Watt zu flach wurde.

Nach all den Arbeiten im Winterlager geht es am 06.04.17 dann endlich wieder ins Wasser! Das Schiff bleibt noch einige Tage in Emmerich, die wir noch zur Vorbereitung benötigen. Ostersonntag, d. 16.04.17, legen wir Richtung Ijsselmeer ab. Von Emmerich über den Rhein, den Pannerdensschen Kanal und die Ijssel ist es ein langer Schlag von 78 sm bis Ketelhaven. Obwohl der Strom immer mitschiebt, benötigt man doch rd. 12 h. Nach dem Stellen der Masten am 21.04.17 bleiben wir noch ein paar Tage in Stavoren, um Restarbeiten zu erledigen und den Törn vorzubereiten. Der Dieseltank für den Ölofen wird aufgefüllt und die vollen Reservekanister (100 l) verschwinden in der neuen Halterung im Maschinenraum. Das neue Kutterstag passt genau und das alte Starkwindsegel kann als Kutterfock angeschlagen werden. Am 26.04.17 ist es dann soweit, wir legen Richtung Terschelling ab. In Cornwerderzand steht die Schleuse schon auf Grün und bald sind wir endlich wieder im Salzwasser. Auf Terschelling ist noch viel Platz und wir legen uns ans Ende des vorletzten Steges und genießen den weiten Blick über das Watt.

Wir warten auf eine passende Tide, denn wir wollen durch das schöne Terschellinger Watt nach Ameland. Am 29.04.17 passt es und wir folgen der Empfehlung des Hafenmeisters: Ablegen 4 h vor HW Terschelling! Auf Ameland wird der Hafen gerade ausgebaggert und es wird ständig Baumaterial für die Deicherhöhung im Watt aus großen Frachtschiffen entladen. Trotzdem gefällt uns die ansonsten ruhige gepflegte Insel. Auch hier warten wir wieder auf die richtige Tide und das Ende des Ostwindes, denn wir wollen weiter über das doch recht flache Ameländer Watt nach Schiermonnikoog/Lauwersoog.
Am 07.05.17 legen wir gegen 18.00 Uhr bei halber Tide ab. Die Fahrt über die Wattenhochs gelingt gut. Wir verlieren jedoch strömungsbedingt Zeit und können in Lauwersoog erst gegen 22.00 Uhr im Dunkeln festmachen. Lauwersoog liegt noch im Winterschlaf, die Warmwasserversorgung für die Duschen ist noch defekt! Wegen des Wetters bleiben wir trotzdem 3 Tage und können erst am 10.05.17 weiter nach Borkum.
So wie wir gekommen sind, verlassen wir Lauwersoog auch wieder: im Dunkeln! Denn wir legen bereits um 4.20 Uhr ab, um im Hubertgat den Strom mit zu haben. Leider bläst der Wind noch recht frisch aus NW und im Westgat auf der Barre steht ein übler Seegang. Auch weiter draußen finden wir konfusen Seegang vor, der nicht zum abnehmenden Wind passt. Die Betonnung im Hubertgat ist diesmal korrekt, d.h. passt zur aktuellen Seekarte. Im Klubhafen von WSV Burkana bekommen wir einen guten Platz am Ponton 1 zugewiesen. Die Steganlage wird in den folgenden Tagen immer voller, da viele Schiffe aus Holland und England auf dem Weg in die Ostsee hier Station machen. Die Liegemöglichkeit am Ponton V ist praktisch nicht mehr gegeben, da es dort offensichtlich keinen Hafenmeister mehr gibt, die Sanitäranlage geschlossen wurde und der Platz von Offshore-Versorgerschiffen blockiert wird. Aus diesem Hafen könnte man mehr machen!!
Am 14.05.17 legen wir gegen Mittag ab und fahren durch das Borkumer Wattfahrwasser noch Norderney. Hier hält es uns nicht lange und am übernächsten Tag fahren wir weiter durch das Norderneyer Wattfahrwasser und flache Baltrumer Wattfahrwasser lieber nach Langeoog, denn dort ist es ruhiger, im Hafen und auf der Insel! Im Norderneyer und auch im Baltrumer Watt sind die Pricken weitgehend durch kleine rote Tonnen ersetzt worden (ähnlich wie im Holländischen Watt). Wir empfinden das als angenehmer, da die Erkennbarkeit auch bei mäßiger Sicht besser ist. Im Langeooger Hafen ist noch wenig Betrieb. Bei Niedrigwasser fällt mittlerweile fast die gesamte Steganlage trocken. Frühestens bei halber Tide kommt vom Steg weg. Hier müsste dringend gebaggert werden. Immerhin ist die Steg-Elektrik erneuert worden, leider mit Geldautomaten versehen.
Am 21.05.17 legen wir durch das Langeooger Wattfahrwasser Richtung Spiekeroog ab. Dort machen wir gegen 20.00 Uhr wieder an „unserem“ Betonsteg fest. Die vorläufige Service-Karte gibt es im Schiffsrestaurant „Spiekeroog III“. Dort gefällt es uns, wir genießen ein frisch gezapftes Pils, eine kleine leckere Mahlzeit und einen guten Service. Empfehlenswert! Am 21.05.17 legen wir bei guter halber Tide wieder ab und fahren über 3 Wattenhochs durch bis Hooksiel. In der Jade können wir uns viel Zeit lassen, da die nächste Schleusung erst um 14.00 Uhr erfolgt.

Wir genießen die Ruhe im Hafen bei schönstem Wetter und bleiben noch einige Tage, bevor wir mit dem Leihwagen wieder nach Hamminkeln fahren.

Der Herrentörn 2017 im Juni mit Claus-Dieter und Klaus-Peter soll in Richtung Amrum/Hooge führen. Wir bleiben jedoch wegen des unbeständigen und stürmischen Wetters eine Woche auf Helgoland hängen! Auch gut, wir haben Zeit die Insel nicht nur als Durchgangsstation zu sehen, sondern auch mal genauer zu erkunden, entdecken die Düne, finden einen Laden mit leckerem Grappa und bunkern sauberen, biofreien Diesel. Über Spiekeroog geht es dann wieder zurück nach Hooksiel.

Der Sommertörn 2017 beginnt für die Stamm-Crew Wilhelm und Barbara am 07.08.17 und führt uns zunächst wieder nach Helgoland mit dem Ziel Amrum. Wir machen erst abends gegen 21.00 Uhr wieder an der Nordkaje fest, diesmal aber als 5. Boot im Päckchen. Wir gehen nur einmal kurz an Land und tragen uns ins Hafenbuch ein. Denn morgens um 6.45 Uhr löst sich das Päckchen wieder auf. Wir machen alles seeklar und verlassen um 7.30 Uhr, etwas früher als geplant, den Vorhafen. Entgegen den Vorhersagen kommt der Wind wieder von vorn aus NO. Wir lassen die Maschine kräftig mitlaufen, um rechtzeitig, d.h. 2 h vor HW Helgoland die Ansteuerungstonne Rütergat zu erreichen. Gegen 14.00 Uhr machen wir am langen Steg beim Yachtklub Amrum fest. Es ist noch genug Platz, der Urlaub kann beginnen.

Wir bleiben „wie üblich“ 14 Tage auf Amrum. Zum Urlaubsprogramm gehören unsere täglichen Wanderungen zum breiten Strand, dann nach Wittdün und über`s Watt zurück in den Hafen. Nebenbei kann ich unsere Navigation erweitern, indem ich den neuen Schiffslaptop als vollwertigen Plotter aufrüste. Eine erste Anwendung ergibt sich aus den völlig falsch stehenden Pricken hinter der Odde auf der Wattroute nach Hörnum auf der Nachbarinsel Sylt. Den richtigen Weg finden wir durch ein Mitplotten der AIS-Signale der beiden Adler-Schiffe, die auf dieser Route fahren. Damit sind wir bestens gerüstet, für die Weiterfahrt durch`s Watt nach Hörnum.
Nach einem Abstecher mit dem Ausflugsdampfer „Eilun“, der quasi als unser Nachbar mit im Tonnenhafen liegt, zur Hallig Hooge, nehmen wir am 22.08.17 Kurs auf Hörnum. Dort ist es enger geworden, da wegen maroder Spundwände die Muschelkutter und Adler-Ausflugsdampfer nicht mehr überall anlegen können und am Gästesteg einige Dauerlieger sich breit gemacht haben. Wir finden mit Mühe noch eine Lücke und machen längsseits am Steg fest. Neben schönen Spaziergängen um die Hörnumer Odde erschließen wir uns die Insel diesmal mit dem Bus. Wir steigen an vielen Stationen zwischen List und Rantum aus, machen einen Abstecher bis zum Morsumer Kliff und einen Besuch beim Nordfriesischen Segelverein in Rantum. Hörnum gefällt uns auf der Insel noch am besten, da sich der Ort eine gewisse Normalität bewahrt hat.

Wir haben nun bereits Ende August und wir beobachten die Wetterlage. Da diese sich beruhigt hat, treffen wir die Vorbereitungen für die Rückfahrt, d.h. den Schlag nach Helgoland durch das Vortrapptief. Am 01.09.17 legen wir vormittags bei leichtem Gegenwind (wie üblich!) ab. Helgoland erreichen wir nach 18.00 Uhr und sind bald wieder an der Nordkaje fest, diesmal im Block C als 2. Schiff neben einem netten Motorboot aus Hamburg. Wir gehen schnell in die Oberstadt, um in den Mocca-Stuben etwas zu essen. Dort ist es erstaunlich voll und wir essen draußen mit umgelegten Decken, geht aber auch! Wir bleiben 2 Tage und entdecken die verborgenen Schönheiten der Insel. Auch zur Düne fahren wir herüber und haben sie in 2 h umwandert. Das Wetter bleibt noch ruhig und wir beschließen am Sonntag weiterzufahren. Hochwasser auf Wangerooge ist um 10.36 Uhr, d.h. früh Ablegen, noch vor Sonnenaufgang! Wir verlassen den Vorhafen um 5.55 Uhr, bei leichtem Gegenwind!! und haben aufgrund des klaren Wetters schon ausreichende Sicht, Sonnenaufgang ist um 6.37 Uhr. Wir queren die Dampfertrecks planmäßig und erreichen den Ort, an dem sich die Ansteuerungstonne „Harle“ befinden sollte, um 10.00 Uhr. Diese ist jedoch einige Wochen vorher verlegt worden. Wir finden sie dann nach einiger Zeit rd. 2 sm weiter westlich und müssen 30 min gegen den Strom motoren, bevor wir ins ebenfalls teilweise verlegte Seegat einlaufen können. Um 11.20 Uhr können wir dann am freien Steg des Wangerooger Segelvereins festmachen und das ausgefallene Frühstück nachholen. Da das ruhige Wetter spätestens am Mittwoch vorbei sein wird, legen wir bereits am Montag Vormittag d. 04.09.17 wieder ab und sind am Nachmittag in unserer Box in Hooksiel.

Genug Gelegenheit, mehr Zeit auf Wangerooge zu verbringen, bekommen wir ungeplant auf unserem Herbsttörn, Ende September. Zum Saisonabschluß wollen wir noch einmal nach Spiekeroog und legen am 27.09.17 in Hooksiel ab. Alles läuft planmäßig, bis wir bereits im Spiekerooger Wattfahrwasser plötzlich keine Pricken mehr sehen. Dass mal 2-3 Pricken fehlen, ist für uns nicht ungewohnt. Heute allerdings ist für die nächsten Meilen nichts mehr erkennbar! Da wir bereits Hochwasser haben und wir kein ungewolltes Festkommen riskieren wollen, drehen wir um und fahren nach Wangerooge zurück. Dort legen wir uns an den freien Steg und machen halt hier unseren Herbsturlaub. Wir erkunden die Insel mit den Rädern und gelangen bis zur Ostspitze. Dort befindet sich ein beliebter Platz zum Ankern und Trockenfallen, den wir in der nächsten Saison besuchen werden. Am 01.10.17 legen wir wieder ab, da sich das Orkantief “Xavier“ ankündigt. Zeit zum Ablegen ist mal wieder vor Sonnenaufgang, um 7.00 Uhr. Dadurch sind wir früh in Hooksiel und können zum Saisonabschluß bei schönstem Wetter die Segel trocken bergen.

Der Bildteil zeigt eine Auswahl von Aufnahmen der verschieden Törnabschnitte. Man sieht wie unterschiedlich die Inselhäfen sind, in einigen wird man mit den üblichen, tiefergehenden Kurzkielern nicht zurechtkommen. Wir konnten mit unserem Tiefgang von 1,2 m fast alle Wattfahrwasser befahren. Auf einigen Wattenhochs bzw. Zufahrten zu Inselhäfen wie z.B. Juist oder Schiermonnikoog wurde es allerdings schon knapp. Ein Festkommen wäre für uns aber kein wirkliches Problem, da unser Schiff trockenfallen kann.

Fazit

Die Wattfahrwasser sind bis auf die größeren Seegatten sehr geschützte Reviere. Sie erfordern jedoch besondere Aufmerksamkeit bei der Tidennavigation. Der Tidenkalender wird zum täglichen Begleiter. Im Gegensatz zum deutschen Tidenkalender für die Deutsche Bucht werden im holländischen Kalender auch die astronomisch, d.h. mondphasenbedingten Höhen der Wasserstände ausgewiesen. Dadurch kann man genauer rechnen. Im holländischen Watt sind schon viele Pricken durch rote Tonnen ersetzt worden, aus unserer Sicht ein Fortschritt. Denn dann hätten wir im Herbst 2017 im Spiekerooger Watt nicht umkehren müssen, da dort über eine lange Stecke plötzlich keine Pricken mehr standen und ein Anschluss nicht sichtbar war.

Unser Fazit bezogen auf die Inseln ist selbstverständlich sehr subjektiv und auf die aktuellen Erfahrungen bezogen. Alle besuchten Inseln haben jeweils ihren speziellen Charme, trotzdem wollten wir unser persönliches Ranking erstellen. Die Beurteilung bezieht sowohl Liegemöglichkeiten, Anlaufmöglichkeiten und Flair des Hafens als auch die Landschaft der Insel mit ein. Die Umstände können sich schnell ändern und ein anderes Bild zeigen.

Ganz oben auf der Liste steht für uns Amrum, gefolgt von Spiekeroog. Juist und Schiermonnikoog sind ebenfalls wunderschön, allerdings kann man mit 1,2 m Tiefgang schon Probleme bekommen. Die anderen Inseln haben neben ihren Vorzügen aber auch immer Minus-Punkte, die sich z.B. aus Autoverkehr oder Bautätigkeiten ergeben. In Hörnum auf Sylt sind z.B. die Liegemöglichkeiten wegen maroder Spundwände eingeschränkt worden oder auf Wangerooge und Ameland werden in den nächsten Jahren die Deiche erhöht oder neu angelegt.

Eine besondere Rolle nimmt Helgoland ein. Der besondere, etwas spröde Charme hat sich uns erst spät erschlossen, wir sind in den letzten beiden Saisons der Insel doch näher gekommen, trotz der manchmal etwas ruppigen Anfahrten und der gelegentlichen Enge im Hafen. Trotzdem geht ein gewisses Flair vom Hafen und auch seinen seefahrenden Besuchern aus sehr verschiedenen Heimatrevieren aus.